REVIEW



NMZ – Neue Musikzeitung, 14.04.2014 - Die instrumentale Begleitung beschränkt sich auf ein Streichquartett plus Violone und Orgel, wovon sich weder Fux noch Letzbors temperamentvolle Barockvirtuosen in ihrem Einfallsreichtum haben beschränken lassen. Doch ach – nach einer Stunde ist alles vorüber.
MUSIK AN SICH.com - Trotz einfacher Besetzung tönt die Instrumentalbegleitung durch Ars Antiqua Austria unter seiner Leitung bei scharfer Phrasierung rund und voll. Virtuose Figuren werden nicht weniger geschickt eingebunden als die farbigen tonmalerischen Effekte.
HI-FI PLUS, 03-2013 - The soloists tonality and their relationship with the music is clear especially in the more exposed parts.
www.crossrhythms.co.uk - The musicianship is excellent.

 

 



http://www.nmz.de/online/passionsmusik-von-carlo-gesualdo-heinrich-schuetz-und-johann-joseph-fux

Zur ausklingenden Fastenzeit: Passionsmusik von Carlo Gesualdo, Heinrich Schütz und Johann Joseph Fux auf CD

Gesualdos Beiträge zur Liturgie der Karwoche, genauer: den sogenannten Tenebrae, also den in fast völliger Dunkelheit gefeierten Morgen- bzw. Abendandachten, bestehen aus jeweils neun Responsorien für den Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag.

14.04.2014 - Von Mátyás Kiss

[...]

Als Schütz seine Passionen niederschrieb, wurde in der Nähe von Graz Johann Joseph Fux geboren. Dass dieser nicht bloß Kontrapunktiker, sondern auch ein fleißiger und origineller Urheber von Vokalmusik war, dafür ist das ihm erst kürzlich eindeutig zugeschriebene Oratorium germanicum de Passione von 1731, sein letztes und zugleich einziges in (österreichisch gefärbter) deutscher Sprache, ein hervorragender Beleg.

Das Libretto benutzt die antike Sage von Andromeda und Perseus als Allegorie für das Leiden Christi. Die seinerzeitigen Aufführungsbedingungen im Stift zu Kremsmünster lassen keinen anderen Schluss zu, als dass die fünf Solostimmen auschließlich aus den Reihen der (männlichen) Gymnasiasten besetzt wurden, was zu dem kuriosen Ergebnis führt, dass drei der fünf Gesangspartien – nämlich die beiden Soprane und der Alt – von Kindern (hier rekrutiert aus den St. Florianer Sängerknaben) bestritten werden, glücklicherweise mit zuverlässigeren Ergebnissen als vor Jahrzehnten bei Harnoncourts Projekt der Bach-Kantaten.

Die instrumentale Begleitung beschränkt sich auf ein Streichquartett plus Violone und Orgel, wovon sich weder Fux noch Letzbors temperamentvolle Barockvirtuosen in ihrem Einfallsreichtum haben beschränken lassen. Doch ach – nach einer Stunde ist alles vorüber. Wir sehen: Es müssen, mit Verlaub, nicht immer die Evergreens des Thomaskantors sein, wenn es darum geht, in angemessen pietätvoller Form unsere Vorfreude auf das Osterfest zu schüren.

Johann Joseph Fux: Oratorium germanicum de Passione; St. Florianer Sängerknaben, Ars Antiqua Austria, Ltg.: Gunar Letzbor. Pan Classics PC 10284

TOP





BEGRENZTE EXPRESSIVITÄT

Fux, J. J. (Letzbor)
Oratorium germanicum de Passione

VÖ: 1.2.2013
(PAN CLASSICS / Note 1 / CD / 2012 / Best. Nr. PC 10284)
Gesamtspielzeit: 62:13

Lange Zeit wurde dieses deutschsprachige Passionsoratorium Antonio Caldara zugeschrieben. Der Musikwissenschaftler Klaus Petermayr konnte jedoch nachweisen, dass das Werk tatsächlich von Johann Joseph Fux (1660-1741) stammen dürfte. 1731 entstanden, stellt es somit wohl Fux´ letztes Oratorium dar und belegt seine kontrapunktische Meisterschaft noch einmal besonders eindrucksvoll. Diese Kunstfertigkeit wusste Fux in ganz außergewöhnlicher Weise mit expressivem Ausdruck aufzuladen, so dass seine Musik durchaus keinen trocken-artifiziellen Charakter aufweist.

Jene Expressivität kommt einem Interpreten wie Gunar Letzbor besonders entgegen. Trotz einfacher Besetzung tönt die Instrumentalbegleitung durch Ars Antiqua Austria unter seiner Leitung bei scharfer Phrasierung rund und voll. Virtuose Figuren werden nicht weniger geschickt eingebunden als die farbigen tonmalerischen Effekte. Der unbedingte Wille zur Gestaltung und Expressivität gelangt indes naturgemäß durch die Auswahl der Singstimmen an seine Grenzen. Da das Oratorium für ein Klosterstift und somit für die Ausführung mit Knaben- und Männerstimmen geschrieben wurde, hat Letzbor sich für eine entsprechende Besetzung entschieden. Nun verfügen schon durch die hinlänglich bekannte Verschiebung des Zeitpunkts des Stimmbruchs nach vorne Knabensoprane und –altstimmen heute zumeist nicht mehr über das Volumen und die Erfahrung der Vorbilder im 18. Jahrhundert. Alois Mühlbacher von den St. Florianer Sängerknaben, Jahrgang 1995, bildet hier eine seltene, zudem mit reichlich Bühnenerfahrung versehene Ausnahme. Ihm, sowie dem Tenor und Bass gelingt es dann auch, die jeweiligen Arien ausdrucksstark vorzutragen und sich als ebenbürtiger Partner des Orchesters zu präsentieren. Den beiden anderen Sängerknaben fällt dies deutlich schwerer. Ihr Vortrag rührt zwar durch Reinheit und Schlichtheit, reizt aber das Potential von Fux´ Musik nicht vollständig aus. Zudem ist das Orchester hier gezwungen, sich in Tempo und Dynamik zurückzunehmen, was der – zudem mit viel Hall versehenen – Aufnahme insgesamt einen deutlich kompromisshaften Charakter verleiht. Dies gilt auch für die Rezitative, die zudem nur eine unnötig monochrome Continuobegleitung erfahren.

Ungeachtet dessen handelt es sich um eine interessante Wiederentdeckung. Dies übrigens auch deshalb, weil Oratorien auf deutsche Texte aus jener Zeit höchst selten sind und in diesem Fall zudem in bemerkenswerter Weise der antike Mythos von Andromeda und Perseus als Allegorie auf die Passion Christi nutzbar gemacht wird.
Sven Kerkhoff

TOP

 

HI-FI PLUS, p. 92, ISSUE 97: 03-2013

Johann Joseph Fux
Oratorium germanicum de Passione
St Florianer Sangerknaben,
Ars Antiqua Austria,
Gunar Letzbor

Pan Classics PC 10284

Fux is a recently rediscovered composer. He was born in 1660 and was appointed Court Composer in the Viennese Court by Emperor Leopold I having played the organ for several masses at which the Emperor had been in attendance. He remained in Court under successive Emperors and was appointed Court Musical Director in 1715, a position which he remained in until his death in 1741. This work was his last Oratorio and the only one in German.

The work symbolizes the suffering of Jesus through the ancient Greek myth of Andromeda and Perseus. Fux, being of a similar era to Handel and Vivaldi, uses many of the dramatic effect seen in these composers' works, the strings bowing in four note sequences which gives a real sense of urgency as the piece begins to build up towards its climax.

The soloists tonality and their relationship with the music is clear especially in the more exposed parts. The singers can appear to be rather distant in terms of recording positioning, however I understand that they are being treated as another instrument rather than soloists accompanied by instruments. PT

TOP

 

www.crossrhythms.co.uk
Published Monday 29th April 2013

Johann Joseph Fux,
St Florianer Sangerknaben,
Ars Antiqua Austria, Gunar Letzbor -
Oratorium germanicum de Passione

Reviewed by Steven Whitehead

Johann Joseph Fux (1660-1741) was a hugely influential teacher whose study of counterpoint, 'Gradus ad Parnassum', was used by many, including Johann Sebastian Bach. However Fux's day job as court-composer and music-director for the Emperor Leopold I was the highest musical position in Europe and so it is clear that he was a well respected and talented composer of both sacred and secular music. The 'Oratorium germanicum de Passione' is Fux's only German oratorio (despite its Latin title). In it he uses the ancient Greek myth of Andromeda and Perseus as an allegory of the Passion of the Christ. The music, played here by Ars Antiqua Austria, is High Baroque and the singing is distinctly operatic. As a reviewer I often listen to new releases in the car. Sometimes I am tempted to switch to the radio "on the hour" to catch the news and sport but while listening to this CD I was more than happy to keep going. Not exactly the highest praise I can bestow but nevertheless a true response. However I have to admit that at the end of my journey I was struggling to remember much of what I had heard and the only notes I could come up with before a second listen have been included above: instrumentally this is High Baroque and vocally it is operatic. For me listening to a German score is sometimes a chore but not this time; I enjoyed the music while it was on but I admit that I had very little idea as to what it was all about. Perhaps I would follow a staged performance better (although not while driving, I hasten to add). The musicianship is excellent but there is little more I can say. Those interested in the more obscure byways of Austrian Baroque music will be pleased to hear this but the less specialised listener will probably pass it by.

TOP