REVIEW


GRAMOPHONE - The acoustics of Letzbor’s performance are its principal players: their flatness, and the extreme closeness of the recording, adds an intimacy to these most intimate of pieces.
NDR Kultur 03/13 - Gunar Letzbor weiß uns zu packen und zu erschüttern.
WDR 3 06/13 - Es ist eine mutige und schonungslose Aufnahme, weil sie auf jede Art von Raumklang verzichtet und das Skelett eines Geigentons freilegt.
LA GRUTA DE FINGAL - El íntimo Bach de Gunar Letzbor





Central European violinists recorded with close precision and spacious distance

Author: Caroline Gill

When Gunar Letzbor plays the opening chord of the First Sonata, he stretches it out so far that you could be forgiven for reaching for your booklet-notes to double-check whether you’ve got the right disc. That degree of manipulation and manner is a theme of Letzbor’s slow movements, and can dramatically interfere with the plain and simple emphasis of Bach’s distinct melodic lines. The fast movements have more harmonic drive and are much more enjoyable to listen to as a result, although there is a strong sense in this recording that one step back from the music might have injected an equitability into the discussion of Bach’s arguments that would conversely have made them more powerful. There is undoubtedly a greater sense of calmness in the performance of Rüdiger Lotter, from which it benefits greatly, although, equally, there can be a sense there that it pervades the Chaconne a little too much, where the player is slightly more passive a partner to the music than he ought to be.

The acoustics of Letzbor’s performance are its principal players: their flatness, and the extreme closeness of the recording, adds an intimacy to these most intimate of pieces. Given Bach’s own particularly close relationship with them, it is hard to imagine that he would not have approved. The sound feels raw and authentic, although the downside of recording it quite so close is that, unless there is a vast array of variation in tone, it can become relentless without at least a small amount of reverberation to mitigate and support it. Lotter’s chosen acoustic, on the other hand, could not be more different: the wide-open space of the Himmelfahrtskirche in Munich brings his performance a ghost-like quality that works equally well in its own way.

Neither recording displays any of the intonation issues that dog a vast proportion of recordings of these pieces but at the same time neither really retains a sense of the spirit of the dance that they should have, or displays the kind of sinuous expansion needed to propel the listener through the scale of the music’s harmonic growth, leaving recordings that are fundamentally muscular feeling strangely without bite.

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WDR 3, 8.6.2013


Vesper I
Alte Musik in neuen Interpretationen

Das direkte Spiel, bei dem man das Holz des Instruments spürt, dass sich in artikulierten Klang verwandelt, das ist der Ansatz des Geigers Gunar Letzbor bei seiner Einspielung der Solosonaten von Johann Sebastian Bach.

Letzbor geht sogar noch einen Schritt weiter. Er verzichtet komplett auf eine räumliche Umhüllung des Geigentons. Die Mikrofone sind ganz dicht am Korpus platziert, und man hört die Geige so wie der Spieler, nackt und unverblümt.

Das Adagio aus der g-moll Sonate BWV 1001 spielt er in einer, man könnte sagen, nachdenklichen Artikulation, er zeichnet die Linien durch feines Abphrasieren und belebt sie durch kleine dynamische Schatten.

Die anschließende Fuge fordert vom Spieler in dieser Klanganordnung das Äußerste. Man hört, wie Gunar Letzbor die Widerstände des Instruments überwindet. Die Geige ist kein strahlendes Instrument, sondern ein Kampfgenosse, aus dem man meint, Bach selbst sprechen zu hören in einem unerbittlichen, ungestümen Redeschwall. So viel Direktheit muss man sich als Geiger erst einmal getrauen.

Es ist eine mutige und schonungslose Aufnahme, weil sie auf jede Art von Raumklang verzichtet und das Skelett eines Geigentons freilegt.
Richard Lorber

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NDR Kultur | Neue CDs | Sendedatum: 15.03.2013 | 15:20 Uhr



Bach privat
Ein Kollegengespräch mit Raliza Nikolov

Vor Kurzem war der österreichische Geiger Gunar Letzbor in Hamburg - im Rahmen der NDR Reihe Das Alte Werk begeisterte er das Publikum im Großen Saal der Laeiszhalle mit einem Programm auf der Suche nach dem habsburgischen Mythos und dem "österreichischen Klang". Biber, Schmelzer und Muffat klangen auf einmal ganz neu - Letzbor ist immer für eine Überraschung gut. Das kann man auch auf seiner aktuellen CD sehr gut hören. Letzbor hat die drei Solo-Sonaten von Bach neu aufgenommen unter dem Motto "Bach privat". Moderatorin Raliza Nikolov hat sich diese CD angehört.

Was meint Letzbor mit "Bach privat"?

Raliza Nikolov: Das darf man wörtlich verstehen: Gunar Letzbor ist ganz bewusst nicht ins Studio gegangen, er nimmt uns mit in sein Privathaus in Pisa - sinnigerweise in ein Gebäude aus dem Barock. Er stand kurz vor seinem 50. Geburtstag im Januar 2011 in einem Raum mit hoher Holzdecke - und hat zunächst die drei Solo-Sonaten aufgenommen. Und nicht nur der Raum ist außergewöhnlich, auch die Mikrofone. Gunar Letzbor hat in seinem schönen Einführungstext im Beiheft auch notiert, um welche Mikrofone es sich handelt und wie sie sich von herkömmlichen unterscheiden: Es sind Mikrophone, die den Klang so wenig wie möglich verändern.

Letzbor hat gesagt, er wolle den Leuten einmal zeigen, wie ein Geiger das hört, was er spielt. Vermittelt sich, was er vorhatte?

Raliza Nikolov: Das kann man ohne Einschränkung bejahen. Wer es gewohnt ist, Studio-Aufnahmen zu hören, selbst, wer viel ins Konzert geht, wird zunächst sehr überrascht sein von diesen Klängen. Denn man hört Letzbor atmen, man hört sehr deutlich die Nebengeräusche, die beim Geigen entstehen, das Klopfen der Finger auf das Griffbrett, die Bogengeräusche - alles Geräusche, die sonst gern weggefiltert werden. Aber das ist eben genau das, was Letzbor ausdrücklich nicht möchte. Diese "Beigeräusche" haben für ihn einen eigenen Ausdruckswert. Das ist auf einer Barockgeige, in diesem Fall einem Instrument von Sebastian Klotz aus dem 18. Jahrhundert, noch einmal etwas anderes als auf einem modernen Instrument. Die Darm-Saiten reagieren anders, sie schwingen mit, der Barockbogen sorgt für einen sehr obertonreichen Klang. Vor allem sorgt aber Letzbor für viel Differenzierung, ob er einen Ton aus dem Nichts entstehen lässt, ob er ins fortissimo geht oder aber zeigt, wie komplex Bach für diese vier Saiten und vier Finger geschrieben hat.

Wie bewerten Sie die Interpretation der Fuge aus der g-Moll-Sonate?

Raliza Nikolov: Ich muss gestehen, dass ich tief berührt bin von dieser Art, Bach zu spielen - aus mehreren Gründen. Da ist jemand, der uns ganz nah an sich heran lässt. Da ist jemand, dem es darauf ankommt, den Klang seines Instruments ohne technische Korrekturen vorzustellen. Wir haben hier tatsächlich das Gefühl, dass der Geiger in unserem Wohnzimmer steht und sich die Seele aus dem Leib spielt - in allen Farben, die man sich vorstellen kann: in der Tiefe voluminös, in der Höhe silbrig, immer mit großem Risiko gespielt. Wer sich diese CD kauft, der wird die eine oder andere Überraschung erleben können. Mir ging es zum Beispiel gerade so, dass eine Kollegin aus dem Nachbar-Büro hinein kam, die sich fragte, ob ich die Geige ausgepackt hätte. Das ist mir vorher noch nie passiert. Ich bin gespannt, wie die Geigenzunft auf diese Aufnahme reagieren wird, und ich würde mir wünschen, dass möglichst viele sich darauf einlassen. Aber das ist keine Aufnahme nur für die Fachwelt - es ist eine für jeden. Letzbor weiß uns zu packen und zu erschüttern.

Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse:
http://www.ndr.de/kultur/klassik/letzbor109.html

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La Gruta de Fingal
http://grutadefingal.blogspot.it/
Una mirada crítica sobre la música clásica


El íntimo Bach de Gunar Letzbor

El violinista Gunar Letzbor ha escogido, como principal filosofía para llevar al disco las Sonatas para violín de Bach, una desnudez total en las cualidades sonoras de su música con el objeto de llegar a la esencia de las composiciones a las que se enfrenta. Llamará enseguida la atención una casi total ausencia de reverberación que se percibe en la toma sonora, así como un intento por huir de todo adorno técnico o subrayado interpretativo, primando siempre una grabación natural antes que una sin fallo alguno. En definitiva, se trata de un disco que huye de toda idea de perfección interpretativa y se centra en la pureza de la música de Bach tratando de hallar una cierta verdad en ella.

La experiencia es inmersiva, y desde luego esa ausencia de espacios en la toma de sonido le otorgan una peculiar identidad al disco, pero quizás pueda echarse en falta una intención interpretativa más firme por parte del violinista, que en su búsqueda de la pureza pareciera limitarse a ejecutar la partitura de una manera en exceso mecánica. La música queda así más limpia, más desnuda, quizá más sincera en términos de cercanía con las pautas del papel, pero también más impersonal.

Acercarse al movimiento Grave de la Segunda Sonata puede aclarar esta idea. La música ha sido despojada de todo su sentido de la profundidad, como si el violín no quisiera ir más allá de un mero recitar de notas que tal vez consigan hablar por sí solas. No se trata de un impedimento técnico, pues el solista demuestra ser un virtuoso del todo capaz, sino que la decisión interpretativa ocasiona maravillosos aciertos tanto como que genera ciertas consecuencias discutibles.

Un disco que quizás conmueva más por sus interesantes planteamientos que por sus resultados.

 

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